Veranstaltung der AfA zu Pflege und Gesundheit: Sparen wir uns krank?

Veröffentlicht am 10.09.2017 in Pressemitteilungen

Am Donnerstag, den 7. September lud die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) der SPD Mannheim zur Diskussion auf dem Paradeplatz. Zwischenzeitlich lauschten mehr als 40 Passantinnen und Passanten den Beiträgen der Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Neben dem erneut kandidierenden SPD-Bundestagsabgeordneten Stefan Rebmann konnten Expertinnen und Experten aus der Praxis den Fokus auf gegenwärtige Realität im Gesundheitswesen lenken.

Sabine Seifert, die als Leitung eines Altenheims tätig ist, berichtete über die Erfahrungen ihrer eigenen Karriere als Pflegefachkraft, die in den 1980er Jahren begann. „Der Begriff Pflegenotstand ist nicht neu. Bereits in den 80er Jahren haben wir darüber diskutiert. Das Resultat war aber nie die geforderte bessere Ausstattung mit Personal, sondern meist eine größere Belastung der Arbeitskräfte.“, berichtete sie. Der Personalschlüssel in der Pflege ist für sie dabei ein entscheidender Hebel für Verbesserungen in der Pflege und auch der Arbeitsverhältnisse. Dabei gehe es nicht nur um eine Aufstockung des generellen Personals, sondern auch um eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Pflegefachkräften und Hilfskräften. „Es kann nicht sein, dass eine Pflegefachkraft dafür verantwortlich ist, mehrere Hilfskräfte zu überwachen und sie darüber hinaus darunter leiden muss, dass die Freizeit nicht planbar ist, da ständig Anrufe mit der Bitte um ein Einspringen zu Hause eingingen“, stellte Seifert fest. Ziel müsse es sein, das Personal so zu bemessen, dass der Aufbau von Springerpools möglich sei.

Als Experte aus der Wissenschaft brachte sich Thorsten Müller in die Diskussion ein. Müller ist Dozent in Studiengängen mit Pflegebezug an mehreren Hochschulen in der Metropolregion. Er kritisierte vor allem die Aussetzung des Gesetzes zur Zusammenführung der Ausbildungsberufe im Pflegebereich. „Wir müssen die Ausbildungen in der Kranken-, Alten- und Kinderpflege endlich unter einen Hut bringen. Das würde es einfacher für die Arbeitnehmenden den Beruf zu wechseln und würde vor allem auch dazu führen, dass die Vergütung einheitlicher wäre.“, meint Müller. Er legte dar, dass Personal in der Krankenpflege in einem Krankenhaus teilweise 800 bis 1000€ mehr verdiene als in der Altenpflege. „Diese Gehaltsunterschiede führen dazu, dass wir kaum Personal für die Altenpflege finden. Das muss gestoppt werden.“, forderte der Hochschuldozent.

Als gelernter Krankenpfleger brachte sich auch der Vorsitzende des Betriebsrates des Klinikums, Ralf Heller, in die Diskussion ein. Seiner Erfahrung habe das Personal selbst zunächst vor allem den Wunsch nach einer Verbesserung der Stellensituation in der Pflege. „Eine gesetzlich festgelegte Personalbemessung ist notwendig und längst überfällig.“, kritisierte Heller. Selbstverständlich müsste aber auch die Bezahlung besser werden. So könne man versuchen die Pflegeberufe attraktiver für die Bevölkerung zu machen. „Der Gesetzgeber muss ein Sofortprogramm für die Pflege auflegen, das nachhaltig vom Bund finanziert wird!“, wandte sich Heller an Rebmann.

Stefan Rebmann stimmte mit den Forderungen Seiferts, Müllers und Hellers überein und mahnte zudem an, dass endlich ein Paradigmenwechsel in der Gesundheitsfinanzierung erfolgen müsse. „Wir können die Pflege nicht nur aus einer wirtschaftlichen Perspektive sehen. Hier geht es um Menschen, die Zuwendung und Hilfe benötigen und Menschen, die mit einer hohen persönlichen Bindung in schweren Berufen arbeiten.“, so Rebmann. „Die Finanzierung muss sich auch dadurch ändern, dass Arbeitnehmende durch eine Rückkehr zur Parität bei den Beiträgen zur Krankenversicherung entlastet werden und wir durch die Einführung der Bürgerversicherung das Gesundheitssystem stärken“, schloss Rebmann.

 

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